top of page

Alle Jahre wieder…

Aktualisiert: 28. Okt. 2023


So bereitest du dich und deinen Hund auf den Jahreswechsel vor


In gut zwei Monaten steht der Jahreswechsel bevor und viele Hundebesitzer werden allein bei dem Gedanken an Silvester bereits nervös. Gerade wenn dein Hund generell ängstlich ist, sollte er keinen besonders belastenden Silvesterabend erleben. Denn die Silvesterangst deines Hundes kann sich durchaus ausweiten und zu einer allgemeinen Geräuschangst werden.


Die gute Nachricht ist: Wenn du jetzt mit dem Silvester-Training beginnst und entsprechende Vorbereitungen triffst, dann stehen die Chancen auf einen entspannten Jahreswechsel für dich und deinen Hund gut. Aber fangen wir ganz vorne an!


Worauf reagiert der Hund überhaupt?


Hunde besitzen eine sehr feine Sensorik. Nicht immer sind es nur die Geräusche durch Raketen und Knaller (auditive Reize), auf die der Hund reagiert. Es können auch Gerüche (olfaktorische Reize) oder Lichtblitze (visuelle Reize) des Feuerwerks sein. Selbstverständlich sind auch Kombinationen möglich.


Insbesondere sensorisch empfindliche Hunde, wie Hütehunde, oder Hunde, die bereits schlechte Erfahrungen mit Feuerwerk gemacht haben, reagieren häufig stark. Oft tritt eine Silvesterangst auch erst mit dem Erreichen der sozialen Reife (im Alter zwischen 2-4 Jahren) auf. Dass der Welpe/Junghund vergangenes Silvester keine Ängste hatte, gibt demnach keine Sicherheit, wie die kommenden Jahreswechsel verlaufen werden.


Was passiert im Körper des Hundes?


Der Hundekörper reagiert auf die verschiedenen Reize, die ihn stressen, mit erhöhter Alarmbereitschaft. Das alleine ist eine normale physiologische Reaktion und erstmal kein Grund zur Sorge. Summieren sich die Stress-Reize allerdings immer weiter, gerät der Körper in permanente Alarmbereitschaft. Das Erregungslevel sinkt nicht mehr auf ein Maß ab, bei dem der Hund die dringend benötigte Erholung und Regeneration findet.


Meist ist am Silvesterabend das allgemeine Erregungslevel durch den Tumult des Weihnachtsfests schon erhöht. Daher empfehlen wir, es zwischen Weihnachten und Silvester besonders ruhig angehen zu lassen.


Wann sollte ein systematisches Training stattfinden?


Insbesondere dann, wenn der Hund zuvor bereits Ängste und Unsicherheiten beim Jahreswechsel gezeigt hat, schlechte Erfahrungen gemacht hat oder er von Natur aus ängstlich ist oder empfindlich auf Reize (vor allem akustische Reize) reagiert, sollte ein spezifisches Training stattfinden.


Aber auch vorbeugend könnt ihr mit dem Training Maßnahmen treffen, damit der Vierbeiner erst gar keine Ängste entwickelt und das Stresslevel im Rahmen bleibt.


Wie funktioniert das Silvestertraining?


Wir möchten mit dem Training erreichen, dass der Hund einen zuvor angsteinflößenden Reiz mit einem anderen, positiven Gefühl verbindet. Dafür lassen wir den Hund ein Feuerwerk im Hintergrund wahrnehmen, während er sich auf eine angenehme Aktivität konzentriert.

Laptop als wichtiges Hilfsmittel

Zugegeben, es ist schwierig, ein Feuerwerk zu imitieren. Man gerät hier schnell an die Grenzen, v.a. was die Lichtblitze oder den Geruch angeht. Dennoch kannst du deinen Hund über TV, Handy oder Laptop an die Geräusche des Feuerwerks gewöhnen, indem du Videos vom Jahreswechsel abspielst (auf youtube findest du zahlreiche). Je besser die Lautsprecher, desto realistischer sind die Geräusche für deinen Hund.


So geht’s los!


Du beginnst das Training, indem du das Feuerwerk zunächst sehr leise abspielst. Die Geräusche sollten so leise sein, dass man sie so gerade noch hören kann, aber der Hund gar keine Reaktion zeigt. Nun da die Geräusche abgespielt werden, passiert etwas Angenehmes für deinen Hund. Er bekommt z. B. Kekse in sein Körbchen gestreut, darf einen Kauartikel fressen; du kannst auch mit ihm spielen oder du streichelst oder massierst ihn. Die Aktivität muss für den Hund angenehm sein, damit das Training funktioniert. Den Ablauf führst du im besten Fall täglich mehrfach je 5-10 Minuten durch.


Langsam steigerst du die Länge der Audios und später auch die Lautstärke. Steigere immer nur entweder die Länge oder die Lautstärke, nicht beides gleichzeitig. Steigere die Lautstärke nur in sehr kleinen Schritten. Wenn dein Hund Anzeichen von Stress oder Angst nach einer Steigerung zeigt, hast du zu schnell oder in zu großen Schritten gesteigert! Gehe zur letzten Stufe zurück, die gut geklappt hat (ohne Reaktion vom Hund) und führe das Training auf der Stufe einige Tage ohne Steigerung durch. Danach steigerst du in kleineren Schritten.


Wenn du dies konsequent in deinen Alltag integrierst, dann bereitest du deinen Hund schon gut auf die Geräuschkulisse am Silvesterabend vor. Ziel sollte sein, dass dein Hund etwa 30 Minuten lang bei lauten Knallgeräuschen neutral bleibt und keine Reaktion zeigt. Wechsel ruhig die Aktivitäten, die ihr währenddessen macht, aber führe das Training immer in dem Raum durch, in dem ihr nachher den Silvesterabend zusammen verbringen möchtet.


Weitere Tipps für den Jahreswechsel


1. Eventvorbereitung


Am Silvesterabend macht es Sinn, Lichtreize und Geräusche so weit es geht zu reduzieren bzw. zu überdecken. Dazu wirst du die Rolladen oder Jalousien schließen und evtl. das Radio einschalten. Da Rituale und bekannte Abläufe bei den meisten Hunden zu Entspannung führen, gewöhne deinen Hund bereits vor Silvester an diese neuen Abläufe, damit er sich damit bereits wohl fühlt. Versuche ansonsten, deinen gewohnten Tagesablauf auch am Jahreswechsel weitestgehend beizubehalten.


2. Absicherung

Ein Sicherheitsgeschirr ist bei ängstlichen Hunden unverzichtbar

Leider ist das Feuerwerk nicht mehr auf die Silvesternacht begrenzt. Bereits einige Tage vor Silvester solltest du nicht mehr ohne Absicherung spazieren gehen. Leine deinen Hund unbedingt an, wenn nötig sogar mit doppelter Sicherung am Halsband und (Sicherheits-)Geschirr. Immer wieder gibt es Hunde, die sich kurz vor Silvester vor einem Knaller erschrecken und entlaufen. Gehe am Silvesterabend früh deine letzte Runde mit dem Hund nach draußen und halte sie kurz. Jetzt ist die Gefahr besonders groß, dass es in eurer Nähe knallt.



3. Entspannung fördern und Sicherheit geben

Entspannung durch Stimmungsübertragung

Sei für deinen Hund da. Das gilt in stressigen Situationen wie dem Jahreswechsel noch mal besonders. Hab keine Sorge, dass du die Angst deines Hundes verschlimmerst, wenn du sie ernst nimmst und für ihn da bist – das wird nicht passieren. Denke an das Phänomen der Stimmungsübertragung: wenn du ebenfalls in Angst und Schrecken verfällst, kannst du den Zustand deines Hundes durchaus verschlechtern. Versuche ihm ein konstanter und souveräner Sozialpartner zu sein, strahle Ruhe und Gelassenheit aus. Biete ihm Körperkontakt an, aber fordere den Kontakt nicht ein, wenn es deinem Hund zu viel wird.


Ihr habt bereits Entspannungsmassagen etabliert? Prima, dann ist der Jahreswechsel ein guter Zeitpunkt, den Hund immer wieder mal – je nach Erregungslage – einzuladen, ob er mit dir zusammen entspannen möchte. Falls ihr sowas nicht vorab etabliert habt, biete deinem Hund trotzdem deine Nähe an und schaffe auch eine sichere Zone für ihn, in der er sich geschützt fühlt und alleine entspannen kann. Hierzu eignet sich z. B. eine kleine Nische zwischen Sofa und Wand und in unmittelbarer Nähe zu dir.


In harten Fällen


Bei sehr ängstlichen Hunden oder solchen, die bekanntermaßen in Panik verfallen bei Silvester, raten wir dazu, dass ihr euch so frühzeitig wie möglich bei uns meldet, damit wir sowohl ein systematisches Training als auch Notfallmaßnahmen mit euch besprechen können. Leider kann eine Silvesterangst auch zu einer allgemeinen Geräuschangst werden – hier gilt es zu handeln, bevor der Hund weitere schlechte Lernerfahrungen macht!


Wir besprechen mit euch Techniken zur direkten und konditionierten Entspannung und wie ihr sichere Liegeplätze aufbauen und einsetzen könnt. Wir erklären euch Hilfsmittel wie Thundershirts oder schalldämpfende Kopfhörer für Hunde und wie ihr euren Hund entspannt daran gewöhnen könnt. Auch Futterzusätze oder angstlösende Medikamente können zum Einsatz kommen. Falls das bei euch Sinn macht, sprechen wir uns gerne mit eurem Tierarzt ab, damit auch die ängstlichsten Hunde den Jahreswechsel gut überstehen und keine Verschlechterung ihrer Ängste über das Silvesterfest hinaus erfahren.


Maßnahmen, von denen wir dringend abraten


  • Flooding / Reizüberflutung: Den Hund den Reizen aussetzen und hoffen, dass er sich irgendwann an diese gewöhnt.

  • Verhalten (z. B. Ängste, Unruhe, Unsauberkeit) bestrafen.

  • Training unter Stress.

  • Den Hund Silvester allein lassen oder auf eine Party mitnehmen.

  • Alkohol wie Eierlikör etc. verabreichen.

  • Beruhigungsmittel ohne Rücksprache mit dem Tierarzt verabreichen.

  • Medikamente aus der Humanmedizin verabreichen: Dies kann schnell zur Lebensgefahr für den Hund werden!


FAZIT: Es ist leider schwierig, ein vollumfängliches Training durchzuführen, das den Echtfall Silvester simuliert. Dennoch können wir unsere Hunde zumindest an die Geräusche gewöhnen und bestehende Angstverknüpfungen durch Training maßgeblich verbessern. Legt euren Fokus also auf eine gute Vorbereitung!



224 Ansichten2 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Hundeschule & Verhaltensberatug
bottom of page